Verblasste Erinnerungen

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Moya

-, Männlich

  Dunkle Feder

Himmelswesen Gehört den Guten an Kristallfeuermond

Beiträge: 351

Verblasste Erinnerungen

von Moya am 22.05.2016 11:13

Krampfhaft versuchte ich meine Umgebung wahrzunehmen, doch ein seltsamer Schleier verhüllte mir die Sicht. Mühsam erspähte ich unzählige Bäume um mich herum, durch dessen Laub Sonnenstrahlen brachen. Unsicher wieherte ich, in der Hoffnung mir würde jemand antworten. Und tatsächlich, eine leise Stimme bat mich, ich solle ruhig bleiben. Es war eine weibliche Stimme, vielleicht die meiner Mutter. Ich nahm nur die Umrisse einer dunklen Silhouette wahr. Eine ganze Weile schien sie vor mir zu verharren, bis ich eine sanfte Liebkosung an meinem Kopf spürte. Ihr warmer Atem legte sich über meinen kleinen Körper wie ein unsichtbarer Schild. Ich fühlte mich wohl und geborgen in ihrer Obhut und wünschte mir, die Zeit würde still stehen.

Doch dann, ein schrilles fast schon kreischendes Wiehern durchschnitt die Stille und ich schreckte panisch auf. Die Angst lähmte mich und in meinen weit aufgerissenen Augen spiegelten sich riesige Flammen wieder. Flammen mit unstillbaren Hunger und dem Ziel alles um sich herum zu verschlingen. Wo ich auch hinschaute, überall fraß sich das Feuer an den Bäumen entlang nach oben. Die Sonnenstrahlen wichen dichten Rauchschwaden, die den Himmel verdunkelten und Asche auf die Erde nieder regnen ließ. Wo war die beruhigende Stimme von eben? Die dunkle Silhouette die mir soviel Schutz versprach? Doch ich erhielt meine Antwort und erblickte sie im Meer der lodernden Feuerbrunst. Hinter ihr tauchte eine weiter Silhouette auf. Größer und schwärzer als sie selbst und von einer seltsamen Aura umgeben. Langsam mit stampfenden Schritten die die Erde zum Beben brachte, näherte sich das Geschöpf meiner Mutter. Sein Schnauben glich einem Donnern, wie es bei schweren Gewitter zu hören war. Im nächsten Moment stieß es sich ab und preschte los. Bei jeder Berührung seiner Hufe mit dem Boden schlugen Flammen auf und schlängelten sich um seine Beine herum. Ein lautes Knacken ließ mich erschaudern und trotz der Hitze die mich umgab, fühlte ich Kälte in mir aufsteigen. Mit seinen Vorderhufen stand es auf dem leblosen Körper meiner Mutter. Siegreich schlug das Geschöpf seine Schwingen auf, die unendlich viele Glutspritzer freisetzten. Wieder wieherte es schrill und laut, um seine Gräueltat provokant zu demonstrieren. Danach neigte es sich zu meiner Mutter herunter und trennte ihren Kopf brutal vom Körper. Mit der dunklen Silhouette ihres Kopfes im Maul richtete es sich wieder auf und schleuderte ihn in meine Richtung. Ich wieherte angsterfüllt, als mich dieser traf und mit ihrem Blut bedeckte. Ich wollte hier weg, flüchten, aber meine dünnen Beine befolgten keine meiner Befehle. Als ich wieder aufschaute, stand dieses "Monster" direkt über mir und blies wütend durch seine Nüstern aus. Blut tropfte ihm aus dem Maul und in seinen Augen sah ich unbeschreiblichen Hass aufblitzen. Sein Blick suchte den meinen und ich spürte wie mein Körper von einem eisigen Schauer heimgesucht wurde. Es hob einen seiner mächtigen Hufe und ließ ihn auf mich niederschmettern.

"Moya, wach auf...", hörte ich eine raue Stimme und schlug erschrocken die Augen auf. Mein kleiner Körper zitterte wie Espenlaub und war von Schweiß überdeckt. Panisch blickte ich mich um, stellte aber schnell fest, dass ich bei dem Zauberer war, der mich aufgenommen hatte. Besorgt sah er mich an und streichelte mir behutsam über den schmalen Hals. "Alles in Ordnung, du hast nur schlecht geträumt". Langsam beruhigte ich mich und meine Atmung wurde wieder normal. Erschöpft ließ ich meinen Kopf sinken und schnaubte erleichtert aus. Es war also nur ein Traum...

Antworten

« zurück zum Forum